In der vergangenen Woche hat der Gesundheitsminister im Deutschen Bundestag eine lange Stellungnahme zum Impfbeginn in Deutschland abgegeben. Jens Spahn hat versprochen, dass sich alle Menschen, die wollen, bis zum Sommer impfen lassen können. Noch mehr: Er sagt, Deutschland wird gegen Sommer die ‚Herdenimmunität‘ erreichen. Die Weltgesundheitsorganisation glaubt nicht, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Wir nehmen ihn in die Pflicht.

Um das Ziel der Herdenimmunität zu erreichen, müssen wir beim Impfen schneller und besser werden und aus den Fehlern, die gemacht wurden, lernen. Die Kritik von Carsten SchneiderLars Klingbeil oder Kevin Kühnert an der Bestellstrategie war und ist berechtigt. Europäisch denken und handeln, ja! Aber gerade deshalb hätte man mehr Mittel einsetzen und anders verhandeln können. Und wenn europäisch nicht mehr geht, dann hätte man das Mehr an Impfdosen für Deutschland sichern können. Jetzt müssen wir schnell nachlegen: Gut, dass Angela Merkel eingegriffen und das Problem der Impfstoffbeschaffung zur Chefinnensache erklärt hat.

Nun müssen wir aber zunächst mit dem Impfstoff leben, den wir haben und ihn nach gerechten Maßstäben verteilen. Da kann es nicht sein, dass gerade diejenigen, denen gesagt wurde, sie können sich zu Beginn impfen lassen, weil sie besonders gefährdet sind, konsequent überfordert werden. In manchen Ländern gibt’s einen Brief, in anderen nicht. Überall soll es online und per Telefon gehen. Doch lange Warteschleifen motivieren nicht gerade zum Impfen. Im Gegenteil. Das kann nicht sein. Nur über eine offene und direkte Ansprache lässt sich die Impfbereitschaft erhöhen.

Wichtig ist auch: eine adressatengerechte Aufklärung auf Grundlage wissenschaftlich fundierter Quellen. Natürlich haben Bürgerinnen und Bürger auch gerade schon die Möglichkeit zur Informationsbeschaffung auf eigene Faust (z.B. hier: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html); aber ich sehe ganz klar den Staat in der Pflicht. Da muss einfach mehr kommen. Klar, manch einer fabuliert schon wieder über eine Impfpflicht. Diese unmögliche Debatte hat sich Jens Spahn aber selbst eingebrockt. Denn Aufklärung ist keine Sache politischer ‚One-Man-Shows‘. Dafür braucht man viele Akteure.

Ich sage: Impfpflicht wird es mit uns nicht geben. Direkte Ansprache und gute Information muss jedem Zwang vorgehen.

Und für alle, die es wissen wollen: Ja, ich lasse mich impfen – sobald ich dran bin.