VON ROLF BIRKHOLZ
Gütersloh. Mehr alte, weniger junge Menschen. Das stellt Fragen an das künftige Wohnen. Gütersloh und ganz OWL stehen dem früheren SPD-Vorsitzenden und Sozialminister Franz Müntefering zufolge zwar landesweit mit am besten da. Aber auch hier fehle es zum Beispiel an bezahlbarem Wohnraum für Ältere, beklagte Erich Tarrach vom Verein Daheim bei einer Diskussionsveranstaltung der SPD zum Thema "Generationen-Wohnen in Gütersloh".
"Achten Sie darauf, dass auch junge Frauen eine Chance haben", wies Müntefering auf die Bedeutung von Bildungseinrichtungen und Arbeitsplätzen hin, damit die weniger werdenden Jungen wenigstens bleiben. Unter der Moderation des Stadtverbandvorsitzenden Matthias Trepper bemängelte Erich Tarrach vor 30 Zuhörern im Hotel Holiday Inn, dass gerade preiswerte kleine Wohnungen von 40 bis 50 Quadratmeter Größe fehlten.
Sein Büro wolle Generationen und soziale Schichten bei Bauprojekten mischen, sagte Architekt Walter Hauer. Doch stehe man damit oft allein. Die seit Jahren zu beobachtende "Renaissance der Stadt" habe auch dazu geführt, dass die so entstehenden Objekte "nur noch sehr betuchte Menschen bezahlen können."
Eine entsprechende "soziale Entmischung" registriert Hauer auch bereits in Gütersloh. Diese Entwicklung in den Städten hat für den Architekten auch damit zu tun, dass die Kommunen, also die verantwortlichen Politiker, städtischen Grund möglichst teuer verkauften, während sie öffentlich bezahlbaren Wohnraum forderten. Er sage dies nicht gegen die Politiker, so Hauer, er wolle nur die Zwänge aufzeigen, in denen sie steckten.
"Wir wollen eine gesunde Durchmischung", betonte gleichwohl die SPD-Landratskandidatin Elvan Korkmaz, die beruflich in Bielefeld mit Stadtentwicklung zu tun hat. Jüngere Menschen seien sich angesichts der Eltern und Großeltern durchaus der Thematik bewusst. Müntefering sprach auch die Herausforderung an die Versorgung Älterer und Kranker an, die nicht allein in Familien zu bewältigen sei: "Pflege ist Handwerk."
Deshalb sei auch Beratung wichtig, und die Menschen müssten früh genug in den Familien über diese Dinge reden. "Wenn es die Städte nicht in die Hände bekommen", so der Sozialpolitiker zu den anstehenden Aufgaben, sei das "auch mit einem Bundesgesetz nicht zu machen".
Aber es gibt auch Eigeninitiativen. Erich Tarrach berichtete aus Mastholte, wo Leute aus der Gemeinde die Sache in die Hand genommen und ein zentrales Haus errichtet hätten, sogar direkt neben einer Kita. Und der kreisweit tätige Verein Daheim selbst habe sich im geplanten neuen, gemischten Wohnquartier an der Verler Straße eingekauft.