Kreis Gütersloh (gl). Der alte Hase verfügt über 15 Jahre Erfahrung und steckt als Amtsinhaber tief in den aktuellen Themen. Die Newcomerin ihm gegenüber hat sich sehr gut eingearbeitet und kommt nicht weniger kompetent rüber. Beim Speed-Dating der FDP-Kreistagsfraktion am Mittwochabend sind Sven-Georg Adenauer (CDU) und Elvan Korkmaz (SPD), die beiden bisher bekannten Bewerber um das Landratsamt, erstmals in einer Diskussionsrunde aufeinandergetroffen.
Unterschiede sind bei dem fairen, unterhaltsamen Schlagabtausch nur an wenigen Stellen erkennbar. Beide Kandidaten müsse im Parkhotel Gütersloh auch nicht lang überlegen, als der FDP-Kreistagsfraktionsvorsitzende und Moderator Michael zur Heiden sie spontan nach einem Motto für den Wahlkampf fragt. „Adenauer kann’s“, erklärt der 54-jährige Jurist voller Überzeugung. „Die Zukunft im Blick“, betont die 28-jährige Diplomverwaltungswirtin ebenso selbstbewusst.
Überhaupt, Elvan Korkmaz macht eine gute Figur, bleibt nur eine Antwort schuldig (zum kreisweiten Ausbau des Breitbandnetzes). Ruhig, sachlich und ohne Spickzettel bezieht sie mit klarer, fester Stimme kurz und verständlich Position. Ihrem CDU-Kontrahenten wie dem Publikum wendet sie sich offen zu und kommt charmant rüber. Aufgefordert, die Stärken seiner Gegnerin zu beschreiben, erklärt Sven-Georg Adenauer: „Sie ist jung, hat neue Ideen und ihre Chance. Ich werde sie ernst nehmen und nicht unterschätzen.“
Und umgekehrt? „Er hat mir 15 Jahre Erfahrung voraus“, sagt die SPD-Bewerberin über den Amtsinhaber. Und mit diesem Pfund weiß der 54-Jährige auch bei seinem souveränen Auftritt auf dem FDP-Parkett zu wuchern. Dass Adenauer ein Freund der deutlichen Worte ist und gern verbal mal provoziert, auch dafür liefert er am Mittwochabend den einen oder anderen Beweis. Aber alles im Rahmen und nicht persönlich auf seine Gegenkandidatin gemünzt, schließlich haben sich beide einen fairen Wahlkampf versprochen.
Lückenschluss der A 33, Umgehungsstraße B 64 n, Stärkung von Pro Wirtschaft, Förderung des Flughafens Paderborn in bisheriger Weise, mehr interkommunale Zusammenarbeit, transparente Verkehrsüberwachung, bürgerfreundliche Kreisverwaltung – Sven-Georg Adenauer und Elvan Korkmaz stimmen bei vielen Fragen des FDP-Speed-Datings überein und dem Statement des Gegenübers einfach nur zu.
Auch ihre Positionen zum Entwurf des Landesentwicklungsplans decken sich. „Ländliche Regionen mit Potenzial müssen sich entwickeln dürfen“, sagt die SPD-Kandidatin und fordert „kreative Lösungen wie beispielsweise einen Flächenfonds“. Der CDU-Landrat erklärt: „Als wirtschaftliche Lokomotive im Land brauchen wir Kohlen zum Feuern und keine Bremsklötze auf den Gleisen.“
Inhaltlich liegen beide Bewerber vor allem bei der Frage der Nebeneinkünfte auseinander. Korkmaz kann sich „nicht vorstellen, 35 Nebentätigkeiten als Landrätin auszuüben“. Und sie verspricht: „Jeder Cent, den ich dabei verdiene, fließt an den Kreis.“ Adenauer erklärt: „Die Entschädigungen sind gesetzlich geregelt. Jeder muss selbst entscheiden, wie er damit umgeht.“ Im Übrigen übe er Dreiviertel dieser Aufgaben aufgrund seines Amtes aus.
Kein Verständnis hat der Landrat weiterhin für die vom Land von finanzstarken Kommunen erhobene Solidarumlage. „Man schwächt die Starken und macht die Schwachen nicht stark“, argumentiert der 54-Jährige. Elvan Korkmaz versperrt sich dagegen der zusätzlichen solidarischen Hilfe nicht, nachdem das Land den von den starken Kommunen zu zahlenden Betrag halbiert hat. „Der Kreis ist ein Teil der großen Landes-Familie und zusammen muss es uns gut gehen.“ Deutlich streitet die SPD-Kandidatin ab, ein verlängerter Arm von Rot-Grün in Düsseldorf zu sein. Und: Sie will dialogorientiert arbeiten, eingefahrene Strukturen transparenter machen, um junge Menschen für die Politik zu gewinnen. „Ich bin für die Aufgabe gewappnet“, fasst Korkmaz zusammen. Adenauer sagt: „Ich habe 15 Jahre bewiesen, dass ich es kann und will das auch weitermachen.“
Wie sich die FDP in der Landratsfrage verhält, steht nach Angaben von Kreistagsfraktionschef Michael zur Heiden noch nicht fest. Bislang haben die Liberalen noch keinen Bewerber nominiert. Ob sie es tun, ob sie eine Empfehlung aussprechen oder ob sie sich neutral aus dem Kandidatenrennen raushalten, das wird spätestens beim Kreisparteitag am Samstag, 8. März, in Halle entschieden. Vor fünf Jahren war Michael zur Heiden für die FDP angetreten – jener Mann, der jetzt schon als Bürgermeisterkandidat in Rheda-Wiedenbrück seinen Hut in den Ring geworfen hat.