Auf Einladung des Vorstands des Caritasverbandes Gütersloh Volker Brüggenjürgen besuchte Elvan Korkmaz stellvertretende Landrätin und Bundestagskandidatin der SPD das Kreisfamilienzentrum Herzebrock-Clarholz im Zumbusch-Haus.
Das Haus an der Clarholzer Straße habe sich in den vergangenen Jahren zu einem Mittelpunkt der sozialen Begegnung entwickelt, wie der Leiter des Kreisfamilienzentrums Frank Börgerding berichtete: „Von Elterncafé und Krabbelgruppen, bis hin zu vielfältigen Beratungsangeboten bieten wir hier im Zumbusch-Haus eine bunte Mischung für Familien in allen Lebenslagen.“
Im Mittelpunkt des Besuchs stand das Projekt „Beratung für Familien mit Werkverträgen“, die die Caritas in Herzebrock-Clarholz anbietet. Korkmaz, als Kreistagsmitglied auch im Ausschuss für Arbeit und Soziales informierte sich gemeinsam mit Volker Richter, Ratsmitglied der SPD in Gütersloh und Vorsitzender des dortigen Ausschusses für Soziales, Familien und Senioren, über das Projekt.
Das Team der Caritas berichtete über die Struktur der Beratung und Beispiele aus dem Beratungsalltag. Laut Caritas-Verband leben im Kreis Gütersloh von circa 5000 bis 6000, meist südosteuropäischen Werkvertragsbeschäftigte. „Rechnet man noch die Familien dazu sind es bestimmt 10.000 Menschen, die hier oft schon viele Jahre leben“, erläuterte der Caritas-Vorstand Brüggenjürgen und betonte, dass das Projekt bewusst zwei Ziele habe „Menschen helfen und Position beziehen“.
Die Beratung richte sich bewusst nicht nur an die meist rumänisch oder polnischen Werksvertragsarbeiter, sondern auch an deren Familien. „Zum Beginn des Projekts waren wir uns unsicher wie die Beratung angenommen werden würde“, berichtete Börgerding. „Die Beratung spricht sich aber immer mehr rum. Mittlerweile betreuen wir rund 200 Familien und der Bedarf ist sogar eigentlich noch größer“, so Cornelia Hedrich, die im Projekt die Beratung in rumänischer Sprache anbietet. Der erste Kontakt erfolge meist über Fragen zu Formularen oder Dokumenten, es werde aber schnell klar, dass der Beratungsbedarf viel größer ist und weit über materielle Fragen hinausreicht. „Die Familien sind oft auf sich gestellt und durch Schichtarbeit und Sprachbarrieren meist isoliert“, schilderte Brüggenjürgen.
Aus diesem Grund würden neben Sprechstunden in rumänischer und polnischer Sprache auch eine psychosoziale Beratung angeboten. „Die Familien sagen uns, dass sie hierbleiben wollen und wir liefern dann Hilfe zur Integration, die sonst oft nicht möglich wäre“, kritisieren Börgerding und Hedrich. Neben praktischer Hilfe habe sich die psychosoziale Betreuung, oft auch von schwangeren Frauen, zu einem wichtigen Aspekt der Arbeit entwickelt. „Viele denken es kommen Fleischer, aber es kommen Menschen und oft eben auch Familien“, mahnte Brüggenjürgen und unterstrich die Bedeutung der unabhängigen Beratung im Zumbusch-Haus.
Elvan Korkmaz lobte die Arbeit der Caritas und dankte für die eindrücklichen Schilderungen der Lebenssituationen. Die Probleme mit Werkverträgen seien auf bundespolitischer Ebene schon oft diskutiert worden und müssen auch in der kommenden Legislaturperiode eine Rolle spielen, forderte die Bundestagskandidatin der SPD. Die Situation der betroffenen Familien müsse man aber unabhängig davon vor Ort anpacken. „Wer hier im Kreis Gütersloh lebt und sich integrieren will, der muss unterstützt werden. Kreis und auch die Kommunen müssen sich auch um diese Integrationsaufgabe kümmern “, resümierten Korkmaz und Richter und versprachen das Thema nach der Sommerpause auf die Tagesordnung zu setzen.