Kreis Gütersloh(WB). In Werther würde die neue Landrätin jetzt Elvan Korkmaz (SPD) heißen. Es ist die einzige Kommune im Kreis, in der es ihr gelang, Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) mit 50,2 zu 49,8 Prozent der Stimmen zu schlagen.

Von Stephan Rechlin(Text)und Wolfgang Wotke(Fotos)

In allen übrigen zwölf Kommunen des Kreises aber erlebte der Amtsinhaber eine beeindruckende Bestätigung seiner bisherigen Arbeit – allen voran in Rietberg (71,2 Prozent) und Verl (70,2 Prozent). Die Begegnung der beiden Kontrahenten, also das übliche Händeschütteln vor den Blitzlichtern der Fotografen, geriet diesmal zu einem kleinen Dialog. Adenauer: »Und? Wie fühlen Sie sich jetzt?« Korkmaz: »Gut!« Adenauer: »Ihr erster Wahlkampf. Anstrengend, was?« Korkmaz: »Schon vorbei. Es ging rasend schnell.« Adenauer: »Ja, nur ein paar Wochen. Kurz und knackig.«

Völlig die Lust auf einen kleinen Polit-Flirt vergangen war dagegen den beiden FDP-Vertretern, den Verlierern des Wahlabends. Mit 3,4 Prozent der Stimmen ist der Fraktionsstatus verloren, die FDP ist jetzt nur eine Gruppe im Kreistag. Hartwig Fischer sah in den Verlusten von acht bis neun Prozent in einigen Kommunen das Europawahl-Ergebnis durchschlagen, Michael zur Heiden den seit der Bundestagswahl anhaltenden Trend: »Wie dem auch sei, da müssen wir jetzt durch.«

Mit der Alternative für Deutschland (AfD) ziehen ganz neue Gesichter in den Kreistag ein. Kreisvorsitzender Udo Hemmelgarn: »Aus dem Stand so ein Ergebnis, fantastisch. Bevor wir uns jetzt über die ersten Sitzungstermine informieren, werden wir erst einmal feiern.« Und wegen der immer dicker werdenden Luft in der Wahllobby suchten sich die AfD-Mitglieder dazu eine Alternative für den Kreistagssaal und fanden sie draußen auf dem Balkon, direkt am Bratwurstgrill.

»Wir sind und bleiben die stärkste kommunalpolitische Kraft im Kreis Gütersloh. Damit bin ich zufrieden«, kommentierte der CDU-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Ralph Brinkhaus. Sein Fraktionsvorsitzender im Kreistag, Heinrich-Josef Sökeland, lief hoch erhobenen Hauptes durch die Lobby. Nicht nur aus Stolz über das mit 44,4 Prozent gehaltene Ergebnis, sondern vor allem, um neue Koalitionspartner zu suchen – die FDP kommt rechnerisch nicht mehr in Frage.

Ein möglicher Kandidat wäre die FWG-UWG mit ihren 6,7 Prozent. Dessen Sprecher Peter Kalley aber ist zurückhaltend: »So eine feste Koalition wie mit der FDP wird es mit uns nicht geben. Warum nicht die Sachargumente wirken lassen und auf wechselnde Mehrheiten setzen? Damit käme wieder Leben in den Kreistag.«