Kreis Gütersloh(WB). Aus Gründen der Emanzipation könnte ruhig mal wieder ein Mann stellvertretender Landrat werden. Doch diese drei Positionen sind seit zehn Jahren fest in weiblicher Hand. Und bleiben es auch.

Von Stephan Rechlin

SPD und Grüne versuchten gestern, mit dem vollbärtigen, grünen Abgeordneten Thorsten Schmolke auch mal wieder einen Mann auf eine Stellvertreter-Position zu heben – vergeblich. Der Frauen-Power-Block aus CDU, liberaler Fraktion (FDP und AfD) sowie FWG-UWG setzte in geheimer Abstimmung erneut drei Damen durch: Dr. Christine Disselkamp (47, CDU), Elvan Korkmaz (28, SPD) und Elke Hardiek (69, CDU).

Christine Disselkamp, Mutter von Drillingen, Geschäftsführerin der C.Disselkamp Schlafraumsysteme GmbH in Herzebrock-Clarholz und Autorin eines Buches über die Erziehung von Drillingen (»eine besondere Geschwisterbeziehung«), tritt ihre zweite Amtszeit auf dieser Position an. In zehn Jahren an der CDU-Fraktionsspitze im Rat von Herzebrock-Clarholz (1994 bis 2004) hat sie das kommunalpolitische Alltagsgeschäft in allen Facetten kennengelernt. Gut vernetzt bis in den Kreisvorstand der CDU hinein wartet die Partei eigentlich nur darauf, dass die wirtschaftlich-nüchtern auf regionalpolitische Aufgaben blickende Disselkamp irgendwann einmal den Anspruch auf ein höheres Amt erhebt. Disselkamp lacht: »Warum sollte ich? Der Posten der stellvertretenden Landrätin ist eine fantastische und privilegierte Möglichkeit, interessante Menschen im Kreis Gütersloh kennenzulernen. Sie reden ja schon aus Höflichkeit mit mir.«

So gelassen dürfte Elvan Korkmaz ihre neue Position nicht angehen. Die Spitzenkandidatin der SPD wäre selbst gern Landrätin geworden und wäre auf Antrag der SPD auch lieber erste statt zweite Stellvertreterin Adenauers. Auf den Fraktionsvorsitz ihrer Partei im Kreistag hat sie verzichtet – Beobachter werten das als Möglichkeit, sich den Rücken für andere Herausforderungen freizuhalten. In drei Jahren wird in Nordrhein-Westfalen ein neuer Landtag gewählt – als stellvertretende Landrätin wird sie bis dahin ordentlich herumkommen im Kreis Gütersloh.

In den meisten Kreisen des Landes hat ein Landrat nur zwei Stellvertreter. Weil Elke Hardiek im Kreis Gütersloh lebt, hat der Kreistag einen dritten Vertretungsposten geschaffen. Die Kauffrau aus Halle hat das Wachstum Gerry Webers persönlich Tag für Tag miterlebt und -gestaltet; sie hat zwei Kinder aufgezogen und ist in zahllosen Gremien, ehrenamtlichen Positionen und in der Frauen-Union engagiert. Schule, Kultur, Sport und Finanzen sind seit 15 Jahren die inhaltlichen Schwerpunkte ihrer Kreistagsarbeit; lebensnahe, pragmatische Lösungen der darin auftauchenden Probleme ihr Kennzeichen.

Nach zehn Jahren im Amt nicht mehr dabei ist Ulrike Boden, die zweimal als SPD-Spitzenkandidatin gegen Sven-Georg Adenauer angetreten ist. Und was sagte der Landrat gestern zu seiner politischen Gegnerin? »Sie waren mir eine sehr geschätzte Vertreterin, unseren Bürgern eine tolle Ansprechpartnerin und ein hervorragendes ›Aushängeschild‹ unseres Kreises Gütersloh.«