Alexander, Dein Thema ist schon seit langem die Digitalisierung in den Kommunen; fördert die Corona-Pandemie neue Einsichten zu Stand und Stellenwert der Digitalisierung zu Tage?

Ja, auf jeden Fall. Das ist eines der wenigen guten Dinge an der derzeitigen Krise. Viele Menschen erkennen jetzt unmittelbar die Vorteile digitaler Lösungen, das ist gut. Auch wenn wir noch eine Menge zu tun haben, etwa bei der digitalen Bildung, können wir dennoch feststellen: Es funktioniert insgesamt erstaunlich reibungslos. 

Was ist Dein Bild von der digitalen Kommune? Also: Wo soll es hingehen bzw. wo ist Schluss?

Die digitale Kommune macht das Leben für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die Verwaltungen einfacher. Vieles was bislang getrennt läuft ist dann miteinander vernetzt. Damit das funktioniert müssen wir über Datennutzung und Datenteilen sprechen, das ist die Voraussetzung. Wo es hingehen soll lässt sich nur schwer abschätzen, da wird sicher vieles möglich, was wir heute noch gar nicht erkennen. Klar ist aber, dass der direkte Kontakt zwischen Menschen in der „realen Welt“ weiter stattfinden wird. Der Schutz persönlicher Daten muss gewahrt bleiben, aber gleichzeitig müssen wir bei den nichtsensiblen Daten umdenken und beginnen, unsere Datenschätze zu heben und zu teilen. Insgesamt gilt: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern soll das Leben für die Menschen einfacher und besser machen.

Schaffen die Kommunen die Digitalisierung alleine?

Nein, wir brauchen dafür die Zusammenarbeit der Kommunen untereinander und die Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern sowie der Unternehmen. Co-Produktion und Co-Creation heißen die Schlagworte. Wir müssen – um ein altes Bild zu bemühen – raus aus den Silos. Dies gilt aber nicht nur innerhalb der Verwaltungen, sondern auch als Kommunen und öffentlicher Sektor insgesamt. Wir müssen uns öffnen und neue Formen der Zusammenarbeit finden. Dann werden wir auch innovative, gute Lösungen erzielen.

Gehört es nicht zum ,Wesen‘ der Digitalisierung, das Prozesse zentralisiert werden? Wie passt das zu dem Selbstverwaltungsrecht der Kommunen?

Ja natürlich, das ist ein ganz zentrales Element und übrigens auch eine große Chance. Nicht jeder muss das Rad neu erfinden – und nicht alle Services müssen noch vor Ort laufen. Mit dem Selbstverwaltungsrecht ist das aus meiner Sicht vereinbar – denn die Kommunen bleiben ja für Dienstleistungen verantwortlich, unabhängig davon, wo sie tatsächliche im „Back-Office“ erbracht werden. Warum sollen nicht mehrere Kommunen nach dem Grundsatz der „Shared Services“ zusammenarbeiten, auch über Gebiets- und Landesgrenzen hinweg? Eins Stadt erbringt einen bestimmten Service auch für andere, die nächste Stadt wiederum einen anderen. Digitalisierung bietet die Chance, ausgetretene Pfade zu verlassen. Diese Chance sollten wir auch nutzen.