Elvan Korkmaz, stellvertretende Vorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen und stellvertretende Landrätin im Kreis Gütersloh, lud zur Diskussion ein – Burkhard Blienert, Mitglied des Bundestags, und Vincent Jörres, Pressesprecher des Deutschen Hausärzteverbandes, nahmen als Gäste auf dem Podium gerne teil. Gemeinsam mit den etwa 60 Interessierten vertieften sie den Blick auf das Thema "Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum".

Dass zukunftsfähige Konzepte dringend gefragt sind, war schnell klar. Immer mehr Kommunen überlegen sich mittlerweile Anreize, um Mediziner und Medizinerinnen zur Praxisniederlassung und zum Bleiben zu bewegen. "Das Berufsbild des Hausarztes ist heute nicht mehr attraktiv genug," befürchtet Jörres. So werde der Allgemeinmedizin bereits im Studium zu wenig Raum gegeben, während zum Beispiel die Chirurgie viel höher gewichtet werde. "Wenn wir die Allgemeinmedizin als Grundlage jeder Spezialisierung mehr in den Mittelpunkt rücken, wird diese Ausbildung wieder interessanter," führt er aus. Das könne allerdings nur ein Anfang sein, weitere Verbesserungen müssten ebenfalls vorangebracht werden. "Nicht jeder Hausarzt möchte in Vollzeit arbeiten, nicht jeder möchte das Risiko als selbständiger Arzt tragen müssen," erläutert Blienert, Mitglied im Bundesgesundheitsausschuss. Er weist darauf hin, dass der Frauenanteil der Medizinstudierenden deutlich höher liegt als der der späteren Hausärzte. "Hier müssen auch für Ärztinnen sinnvolle Strukturen geschaffen werden, wenn man ihnen den Zugang zu dem Beruf ebnen will," sagt Blienert.

Mit konkreten Ratschlägen für betroffene Kommunen, in denen die letzten bestehenden Hausarztpraxen händeringend nach Nachfolgern suchen, hielten sich die Experten dennoch zurück. Zwar seien Stipendienmodelle oder Hausarztzentren interessante Ansätze. Letztlich komme es aber auf eine bundesweite strukturelle Lösung an, will man die Kommunen nicht gegeneinander in die Konkurrenz laufen lassen. "Es ist keine Lösung, wenn sich finanziell gut gestellte Kommunen ein Angebot an Hausärzten leisten können und andere Kommunen auf der Strecke bleiben," stellt Jörres klar. Und Blienert dämpfte die Hoffnung auf eine große Gesundheitsreform, die alle Probleme der medizinischen Versorgung mit einem Schlag erledige. "Es ist ein andauernder Prozess, weil es in diesem Bereich etliche dicke Bretter zu bohren gibt. Das wichtigste ist es, mit Ausdauer am Ball zu bleiben und den Prozess in kleinen Schritten voranzubringen".

Elvan Korkmaz fasst die Tipps der Experten für den Kreis Gütersloh zusammen: „Um die medizinische Versorgung in einem ländlichen Kreis wie Gütersloh dauerhaft zu sichern und den uns demographisch bevorstehenden Diskrepanzen, insbesondere bei den Hausärzten, frühzeitig begegnen zu können, muss es Politik schaffen, das Angebot auf die tatsächlichen Bedarfe vor Ort abzustellen. Klar ist, dass wir dafür alle Akteure der Gesundheitsbranche an einen Tisch holen müssen. Die SPD im Kreis Gütersloh wird diesen Dialog weiterführen und das Thema weiter forcieren.“