Berlin, 09.12.2020

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Milz,
als nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete wenden wir uns heute an Sie als Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes NRW.
In Anbetracht der immer noch gravierenden Infektionslage ist uns selbstverständlich bewusst, dass auch der Sport durch Maßnahmen und Verschärfungen zum Schutz und Wohle der Bevölkerung beitragen muss. Dieses wird auch von den Verantwortlichen unserer Sportvereine ausdrücklich akzeptiert. Der Schutz der Gesundheit muss zweifellos die höchste Priorität haben.
In zahlreichen Gesprächsrunden und Anschreiben aus unseren Wahlkreisen haben wir vermehrte Rückmeldungen aus dem Bereich des Breitensports/der Sportvereine bekommen. Die schwierige Situation der Sportvereine ist Ihnen sicher bekannt. Besonders der seit November geltende erneute Lockdown und das damit einhergehende quasi-Verbot des nicht-professionellen Sportbetriebs in Nordrhein-Westfalen hat bei vielen Ehrenamtlichen und aktiven Sportler*innen zu einer spürbaren Verunsicherung geführt.
Mit Blick auf das Jahr 2021 benötigen wir aber keine verunsicherten Ehrenamtlichen, sondern höchst motivierte Vereinsmitglieder, die sich mit Zuversicht der Aufgabe stellen, ihren Sport, ihren Verein über die noch schwierige Zeit der nächsten Monate zu bringen. Der Landessportbund NRW geht hier nach unserer Einschätzung mit seinen Angeboten und Initiativen mit ausgesprochen gutem Beispiel voran.

Wir möchten Sie auf folgende konkrete Punkte hinweisen und darum bitten, diese bei den weiteren Beratungen auf Landesebene zu berücksichtigen:

1.         Neben der enormen Bedeutung des Sports für die gesundheitliche und körperliche Entwicklung wird gerade in der jetzigen Situation in vielen Sportvereinen die ausbleibende Wirkung des Sports für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die individuelle soziale Entwicklung deutlich. Besonders die negativen Auswirkungen des Ausbleibens sportlicher Angebote auf Kinder und Jugendliche erfüllt uns mit großer Sorge.

2.         Viele Sportvereine haben nach dem ersten Lockdown und den Erfahrungen der ersten Infektionswelle mit viel Mühe eigene und individuelle Hygiene- und Schutzkonzepte entwickelt, um die verantwortungsvolle Aufrechterhaltung ihrer Sportart zu ermöglichen. Das pauschale Verbot beinahe aller sportlichen Aktivitäten führt daher zu durchaus nachvollziehbarem Unverständnis. Die unterschiedlichen Regelungen für den Sport zwischen den Bundesländern verstärken dieses Unverständnis und führen zu steigender Frustration bei den Vereinen. Bei einer Verlängerung der Maßnahmen sollte daher eine mögliche Teilöffnung bestimmter Bereiche des Sports in Betracht gezogen werden, natürlich jeweils unter Berücksichtigung der lokalen Inzidenzwerte und unter strenger Einhaltung der Hygienekonzepte.

3.         Aus Sicht der Vereine sind die vom Land NRW aufgelegten Förder- und Sonderförderprogramme eine wichtige und unbürokratische Möglichkeit, die finanziellen Sorgen der Vereine zu lindern und teilweise entstandene Einnahme-Ausfälle auszugleichen. Gleichzeitig blicken gerade die Breitensportvereine, die sich ja zum Großteil auf bereits gezahlte Jahresmitgliedsbeiträge stützen, mit einer gewissen Sorge auf die Entwicklung der finanziellen Situation im kommenden Jahr. Bei weiterhin ausbleibenden Einnahmen durch Veranstaltungen und der möglicherweise vermehrten Nicht-Zahlung von Mitgliedsbeiträgen befürchten viele Vereine erst für das kommende Jahr finanzielle Schwierigkeiten. Eine Fortsetzung der Förderprogramme im kommenden Jahr scheint daher dringend geboten.

4.         Viele Sportvereine überbrücken die aktuelle Situation durch innovative, oft digitale Angebote. Auf diese Weise können sportliche Aktivitäten zumindest in eingeschränkter Form angeboten werden. Für die Entwicklung dieser Konzepte wünschen sich viele Vereine eine Unterstützung die nicht nur die Unterdeckungen ausgleicht, sondern eventuelle Mehrbedarfe, etwa durch die Anschaffung von Soft- oder Hardware, berücksichtigt.

5.         Schließlich wurde uns gegenüber der dringende Wunsch geäußert, die Sportvereine auch und gerade nach der akuten Phase des Lockdowns nicht aus dem Blick zu verlieren. Auch nach einer Wiederaufnahme des Sport- und Trainingsbetriebs benötigen die Sportvereine eine finanzielle Unterstützung, etwa um Ehrenamtliche und Sportler*innen „zurückzuholen“ und neue Mitglieder zu werben.

Für die Beantwortung von Nachfragen oder auch ein persönliches Gespräch stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Dagmar Freitag, MdB         Elvan Korkmaz-Emre, MdB         Mahmut Özdemir; MdB